PROCIDA – EIN GEHEIMTIPP UND LA DOLCE VITA PUR

Sehnt man sich nach reichlich Sonne, mediterranem Flair, und den leckeren italienischen Gerichten, dann sollte man unbedingt Urlaub im Golf von Neapel machen. Und wenn es dann noch etwas mehr typisches traditionelles italienisches „La Dolce Vita“ sein soll, dann gehört Procida zur ersten Anlaufstelle. Egal ob es ein Tagesausflug per Schiff von Neapel oder Ischia ist oder ein paar Tage Erholung in einem kleinen Hotel auf der Insel – es lohnt sich immer wieder. Procida liegt neben den bekannten und touristisch sehr erschlossenen Inseln Ischia und Capri. Die sogenannte „Zitroneninsel“ ist bequem zu Fuß zu erkunden, alternativ gibt es auch kleine Taxis oder orangefarbene Busse oder wer es lieber etwas sportlicher will – Elektrofahrräder zum Ausleihen. Die Insel ist nur per Schiff von Neapel, Pozzuoli oder Ischia aus erreichbar. Autofähren ( Traghetti ) verkehren von allen diesen Orten, die schnelleren Tragflächenboote ( Aliscafi ) von Neapel und Ischia.

Procida ist die mit 4 km² kleinste, dichtbesiedelste ( Mittelmeer ) und ursprünglichste Insel im malerischen Golf von Neapel mit ca. 10.500 Insulanern. Sie zählt zu den Phlegräischen Inseln und gehört zur Region Kampanien. Die höchste Erhebung ist Terra Murata ( ca. 91 m ). Auch Sandstrände gibt es hier, obwohl die Insel vulkanischen Ursprungs ist. Der schmale, lange Strand Spiaggia di Ciraccio dal Ciracciello im Nordwesten und im nördlichen Teil der Insel die kleine Bucht Spiaggia del Pozzo Vecchio. 

Der Fischfang hat bis heute noch eine gewisse Bedeutung. Die immer seltener gewordenen lokalen Fischer bieten den frisch gefangenen Fisch auf der Insel an, ein erheblicher Teil wird allerdings zum großen Fischmarkt nach Pozzuoli gebracht. Viele Schiffskapitäne kommen auch von hier – deswegen interessant für Nautiker das „Instituto Nautico”, die älteste Seefahrerschule Europas. Neben der Fischerei sind die Zitronen der ganze Stolze der Insulaner, die das Bild dieser kleinen Insel prägen. Seit Jahrhunderten werden die gelben Früchte hier von kleinen Familienbetrieben angebaut, geerntet und verkauft. Die Insulaner mischen die reifen Früchte gern mit Öl, Knoblauch, Minze und Paprika zu einem Salat. Natürlich gibt es auch eine Backware mit Zitronen, der „Lingua dolci di Procida” – ein längliches mit Zitronencreme gefülltes Blätterteig-Teilchen.

Wenn man in den Hafen Marina Grande / Sancio Cattolico einläuft, wird man von typischen pastellfarbenen Häusern, die sich wie an einer Schnur im Hafen aufreihen, empfangen. Kleine Fischerboote schaukeln an Stegen im Wind und knatternde Mopeds rasen auf der Hafenpromenade. Die Strassen des gleichnamigen Hauptortes Procida verengen sich teilweise auf einen Durchlass von nur ca. 1,50 m. Breitere Autos haben hier auf diesen Strassen keine Chance und die Fussgänger müssen den Autos in Häusereingängen ausweichen. Eine der Hauptstrassen, die Via Vittorio Emanuele mit ihren alten, hohen Wohnhäusern mit steilen Treppen, kleinen Geschäften im Erdgeschoss, darunter auch Lebensmittelgeschäfte, Weinhandlungen und Boutiquen, laden zum Bummeln ein. Typische Alltagsszenen – eine ältere Frau seilt ihren Einkaufskorb aus einem Fenster von oben herab. Er hängt an einer kräftigen Schnur und in ihm befindet sich Geld, das der Lebensmittelhändler im Austausch für seine hineingelegte Ware als Bezahlung nimmt. Der Zeitungsausträger wirft seine Zeitungen auf die Balkone der Häuser oder steckt sie in kleine Rohre, die an Seilen hängen und später hoch gezogen werden.

Der kleine Fischerhafen Marina Corricella mit seinen würfelförmig übereinander verschachtelten bunten Fischerhäusern kommt der Vorstellung von einem für Italien ursprünglichen und romantischen Fischerort sehr nahe. Farbenfrohe Hausfassaden spiegeln sich im Blau des Mittelmeeres – steile Treppen, Torbögen, Terrassen und enge Gänge durchziehen das Häusergewirr. Hier flicken Fischer am Nachmittag noch ihre Netze oder spielen Karten, Katzen räkeln sich in der Sonne, Wäsche hängt zum Trocknen an Leinen und Restaurants warten auf ihre Gäste. Und am Abend sollte man sich ein Plätzchen in einem der Restaurants reservieren. Hier gibt es immer frischen Fisch zum Essen und in der Ferne versinkt die Sonne wie auf Capri im roten Meer. Ein bekanntes Fisch- und Pasta-Restaurant ist das „La Lampara” am Ende der Mole mit einem wunderbaren Blick auf die bunten Häuserfronten www.facebook.com/lalampara.gentile. Tagsüber genießt man in der Bar „Chiaro Di Luna” ein leckeres Zitronensorbet, Zitronenlimonade oder Zitronensalat  www.facebook.com/bargelateriachiarodiluna. Hier drehte auch Regisseur Michael Radford den Film „Il Postino” – der Postmann. auch einige Aufnahmen von Patricia Highsmiths Verfilmung „Der talentierte Mr. Ripley“ sind mit Matt Damon und Gwyneth Paltrow hier entstanden.

Hoch über der Insel thront das eigentliche historische Zentrum – die Terra Murata – das älteste bewohnte Viertel der Insel. Ist erst einmal der steile Anstieg geschafft, belohnt die Terra Murata die Mühe mit ihrer historischen Atmosphäre und engen Gässchen, den bunten Häusern und einer einmaligen Aussicht über den Golf von Neapel und die Marina Corricella. Die schönste Aussichtsterrasse befindet sich am Ende der Via Borgo mit einer kleinen Bar. Das andere dominierende Gebäude hier oben ist der ehemalige Palazzo d’Avalos mit seinen Festungsmauern. Der Feudalherr Innico d’Avalos legte die Burg 1560 als Palast an. Von 1830 bis 1988 diente der Adelspalast erst als Kerker für politische Gefangene Neapels, später für Schwerverbrecher und Camorramitglieder. Nach Jahren des Verfalls überließ der italienische Staat die Ruine 2013 der Inselgemeinde, die jedoch kein Geld für eine Restaurierung hat. Ehrenamtliche Ortskundige führen nach Anmeldung online durch die wenigen begehbaren Trakte www.comune.procida.na.it.

Am Karfreitag ist die Insel mit der Karfreitagsprozession ein ganz besonderer Ort. Die „Misteri“ sind lebensgroße Szenen aus der Bibel von enormer Größe / Gewicht und werden von jungen Männern in weißen Kutten mit blauen Capes mehrere Stunden lang durch die engen Gassen der Insel getragen. Fröhlicher fällt am letzten Juli Wochenende die „Sagre del Mare“ aus, bei der die Graziella des Jahres gewählt wird. In dem Köstümwettbewerb wird eine lokale Frau in traditionellen selbstgenähten Kleidern gesucht, die der jungen Fischerin ähneln sollte, in die sich der französische Schriftsteller Alphonse de Lamartine 1852 verliebte und dann den bekannten Roman Graziella schrieb.

Schöne Hotels sind das Boutiquehotel „La Casa sul Mare” – alle Zimmer mit Meerblick und kleiner Terrasse, Frühstück im Garten mit Blick auf die Corricella-Bucht www.lacasasulmare.it und das Hotel „La Corricella”, am Rande der Fischerbucht mit Fischrestaurant „La Lampara“ www.hotelcorricella.it/it.

Weitere Informationen über die Insel findet man hier:
www.isoladiprocida.it/procida_dd


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